Zum ersten mal sind meine hohen Erwartungen an einen New Yorker Winter erfüllt. Alle paar Tage schneit es kräftig. In den Nachrichten nennen sie das dann immer “Blizzard”, aber davon kann keine Rede sein. Ein Blizzard, das wäre ein rechter Wintersturm mit anschliessendem Ausfall von Elektrizität und (noch schlimmer) Internet. Alles, was bisher passierte, waren verspätete Vorortzüge. Und jeder weiss, dass daran weniger der Winter Schuld hat, als die unorganisierte Eisenbahngesellschaft.
Meinen Kollegen, also vor allem die aus den Vororten, die mit der Long Island Railroad oder New Jersey Transit anreisen, steht der Sinn nicht mehr nach Winter. Matt beklagt sich: Das bringt meine ganze Routine durcheinander! (Dabei ist der Mann ist noch keine dreissig). Und Chris erhofft sich Hilfe von den Chinesen. Weil die nämlich angeblich das Wetter verändern wollen und es nach Belieben regnen und schneien lassen, hofft er auf weniger Schnee in New Jersey mit Hilfe fernöstlicher Technologie. Dabei wäre sein eigentliches Problem, die verspäteten Züge, technologisch und organisatorische ohne weiteres zu lösen. Es ist wohl typisch für amerikanische Informatiker, dass sie alltägliche Probleme nicht direkt angehen und sich etwa bei der Eisenbahn beschweren oder in der Kommune politisch für besseren Nahverkehr kämpfen. Stattdessen schreiben sie lieber ein Programm, mit dem man Taxis bestellen kann oder das Essen ins Haus geliefert bekommt (oder hoffen gleich auf die Chinesen).
Andererseits, mal von zuhause arbeiten ist auch ganz nett. Es freut die Gattin und den Hund.
Aber wehe, wenn es schmilzt. Der erfahrene New Yorker trägt jetzt Gummistiefel und watet durch Pfützen und durch den Müll, der unter dem tauenden Schnee zutage kommt.