Anstatt wie üblich Richtung Norden an den Hudson zu fahren, sind wir heute über die weit gespannte Verrazano Bridge von Brooklyn nach Staten Island. Jemand hatte mir erzählt, man könne dort ganz nett spazieren gehen, den Hügel hinauf der “die höchste Erhebung an der Küste südlich von Maine” darstellt (das ist wieder so ein typisches Relativ-Superlativ, der Hügel ist keine 100 Meter hoch).
Ich hatte gar nicht an Sandy (den Wirbelsturm) gedacht und das Auto unten an der Strandpromenade geparkt. Also genauer gesagt neben der sechsspurigen Strasse, auf deren anderer Seite das Meer und etwas Sand zu sehen waren. Wir hatten vor, den Strand entlangzulaufen, sind dann aber gar nicht rüber, haben gleich gesehen, dass immer noch alles abgesperrt war, drei Monate nach der Flutwelle von Sandy. Der Müll schien einigermassen beseitigt, wo ist die Gefahr, warum wird mir der Zugang verwehrt? Im Absperren sind hier alle immer ganz fix, Absperren ist die Problemlösung Nummer eins.
Dieselbe staatliche Autorität (Government) die uns jetzt verbietet ans Meer zu gehen, hatte nichts dagegen einzuwenden, dass die Bürger ihre Häuser gleich hinter die besagte Uferstrasse stellen, mitten in ein überschwemmungsgebiet. Wir sind dann da durchgefahren, durch diese Siedlung in der sich jetzt der Müll überall türmt und noch alles leicht verschlammt aussieht: die haben da tatsächlich mitten in den Sumpf gebaut. Ein wenig aufgeschüttet allenfalls. Man schlägt sich an den Kopf, wenn man das sieht: Blick nach rechts: Häuser. Blick nach links: Meer. Auf einer horizontalen Linie. Glaubten diese Siedler, das blaue Wasser sei eine Badewanne? Ich hätte da niemals gebaut, im besten Fall gecampt!
Es wurde nicht besser, meine Stimmung immer schlechter. Auf der Suche nach Spazierwegen und etwas Grün kurvten wir über einen baumbestandenen Höhenzug aber alles war privat und abgesperrt oder wenn man mal direkt am Wald langfuhr, gab es keine Parkmöglichkeit auch kein Pfad, nicht mal ein Gehsteig entlang der Strasse. Das was einer Landschaft und einem Park am nächsten kam, entpuppte sich als Golfplatz. Staten Island, genau wie das viel grössere Long Island, ist vor allem ein riesiger, schäbiger Suburb. Schon nach knapp zwei Stunden waren wir wieder in Brooklyn, die stattliche Insel sieht mich nicht wieder.
New York