Kinder Seattle

Nach dem Kampf

Seit Freitag ist meine Scheidung durch. Ich habe vorhin turnusmäßig die Kinder bei Libby abgegeben, da stand sie neben mir im Durchgang zur Küche in ihrer kleinen Stadtwohnung. Wir haben uns angesehen, ich habe meine Hand auf ihren Rücken gelegt und gesagt, “Nun sind wir geschiedene Leute. Es ist wahrscheinlich besser so.”. Sie hat geantwortet: “Ja, und einiges was ich getan habe, wäre so nicht nötig gewesen”. Ich nehme an, damit meinte sie ihren fluchtartigen Auszug letzten April in ebenjene Wohnung von deren Existenz ich damals nichts wusste. Und vielleicht meinte sie auch ihren Kampf im Herbst gegen ein gleich geteiltes Sorgerecht, den sie dann ja schnell aufgegeben hat. Die Kinder haben jetzt zwei Zuhause und verbringen gleich viel Zeit mit jedem von uns.

Ich habe im vergangenen Jahr viel über mich selbst gelernt und verstehe wie aufreibend mein Umgang für Libby gewesen sein muss, wenn ich mich unter Stress gefühlt habe. Und das war leider ziemlich oft der Fall. Offenbar sind wir jetzt “Partner” die es schaffen zum Wohl der Kinder gut zusammenzuarbeiten. Von dem Geld, das sie aus der aufgelösten Gemeinschaft bekommt wird sie eine solide Anzahlung für eben jene Wohnung machen. Ich mag die Wohnung ebenfalls gern und werde sicher bei der Renovierung helfen. Zwei Zimmer, ein Balkon, zentrale Lage. Zwei Jahre bekommt sie noch Unterhalt von mir, dann muss sie selbst sehen. 

Ich blieb noch ein Weilchen und sah zu wie Alistair versuchte mit einem Winzig-Käscher den einzigen, schon sehr gestressten siamesischen Kampffisch aus dem neuen Aquarium zu fangen, während Libby es mit einem Wasserfilter und einer Heizung ausstattete. Rose saß neben mir auf dem dunkelgrünen Sofa und schrieb an einer Geschichte über einen Prinzen der von seiner Prinzessin eingeladen und durch ihr Schloss geführt wird, wo er ehrfürchtig erstaunt alles betrachtet.