Am Dienstag wachte ich auf und etwas stimmte nicht mit dem Licht. Es war nicht blau und hell vor dem Fenster, wie die ganzen vergangenen Sommerwochen. Draussen herrschte ein fahles Gelb. Als ich ans offene Fenster trat, roch ich den Rauch und wusste Bescheid: in den Bergen brennt der Wald. Seit Freitag ist die Luft so schlecht, dass empfohlen wird im Haus zu bleiben. Wenn ich kurz vor die Tür trete habe ich Flashbacks nach Chile im Winter. Chillán lag den ganzen Winter unter einer Dunstglocke und roch genau so, denn alle Häuser wurden mit Holz geheizt.
Nachdem wir wochenlang praktisch jeden Tag draussen und am See gewesen waren, bedeutete der unerwartete Hausarrest für die Kinder und mich einen Vorgeschmack auf den Winter. Wie beschäftigt man sich einen ganzen Tag lang drinnen? Lego bauen, feuerspuckende Raketen malen, skypen mit Oma, ein ungarischer Zeichentrickfilm auf Netflix. Ich koche ein Gourmet Mittagessen mit Heilbutt und Karottensoufflée das die Kinder dann nur widerwillig zu sich nehmen. Am frühen Nachmittag hat die Stimmung ihren Tiefpunkt erreicht. Bevor wir uns tatsächlich an den Kragen gehen, lade ich die Kinder ins Auto um an die Schleuse zu fahren und nach Schiffen zu gucken. Es stellt sich heraus dass die Ballard Locks und der schöne Park geschlossen sind, schon seit dem Frühling. Wegen COVID.
Seattle